12 September 2007

Exsila-Filmkritik - Black Rain

Written by Pavona, offizieller Exsila-Engel

Einstieg

Viel Staub hat sich seit der letzten Exsila-Filmkritik angesammelt, erst ein üppiger „Black Rain“ hat uns eine weitere Film-Perle rausgewaschen. Auch wenn der Filmtitel schlussendlich rein gar nichts mit dem Filminhalt zu tun hat (ich nehme zu diesem seltsamen Handlungskonstrukt im Film noch Stellung), so ist „Black Rain“ von Ridley Scott ein Muss für alle Thriller- und Michael Douglas-„Fan-Atiker“.

Kritik

Nick Conklin (Michael Douglas) entspricht dem Bild eines klischeebehafteten Grosstadt-Polizisten: Knallhart, verdammt gut und angemessen „korrupt“ – zumindest denkt das die Untersuchungsbehörde, welche sich ihm wie ein Blutegel an die Fersen geheftet hat. Zusammen mit seinem Partner Charlie Vincent (Andy Garcia) wird er zudem Zeuge eines kaltblütigen Mordes zwischen zwei verfehdeten japanischen Yakuzza-Clans inmitten einem New Yorker Restaurant. Nick und Charlie gelingt es in der darauffolgenden Verfolgungsjagd den eiskalten Killer Sato (Yusaku Matsuda) dingsfest zu machen. Widerwillig müssen Nick und Charlie mit Sato nach Tokio fliegen, um diesen den japanischen Behörden zu übergeben, wo sie übers Ohr gehauen werden und Sato fliehen kann. Es bleibt den beiden New Yorker Polizisten nichts anderes übrig, als mit den japanischen Behörden zusammenzuarbeiten, um den Flüchtigen Sato wieder einzukerkern. Dabei müssen sich die beiden nicht nur mit der übermächtigen Yakuzza anlegen, sondern sich auch mit der Kultur und dem ausgeprägten Gemeinschaftssinn der Japaner auseinandersetzen. Zumindest Nick Conklin als der klassische Einzelgänger findet zunächst keinen Zugang zu diesem japanischen Einheitsdenken und dem Polizisten Masahiro Matsumoto (Ken Takakura), welcher den beiden als Vermittler zur Seite gestellt wird. Erst ein tragisches Ereignis lässt seine harte Schale brechen und bringt ihn dazu, sich der japanischen Mentalität zu nähern und über seinen einzelgängerischen Schatten zu springen.

Kultregisseur Ridley Scott hat mit „Black Rain“ einen äusserst packenden, emotionalen und atmosphärisch dichten Thriller geschaffen, der auch fast 20 Jahre danach unglaublich zu faszinieren weiss. Was mich neben der toll inszenierten Action und Spannung vorallem beeindruckt sind die kulturellen Hintergründe der japanischen und amerikanischen Lebensweise, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Auf der einen Seite der unglaubliche Gemeinschaftssinn der Japaner, in welchem das Individuum eine schon fast untergeordnete Rolle hat und sich in den Dienst des System stellen sollte. Auf der anderen Seite der amerikanische Lebensstil, in welchem der Mensch als Einzelperson eine weitaus wichtigere Bedeutung hat, was einem viel mehr Freiheit und individuelle Entfaltungsmöglichkeiten gewährt, aber auch Korruption und Machtgier auf nahrhaften Boden stossen. Diese beiden gegensätzlichen Lebensphilosophien wurden von Ridley Scott sicher verstärkt klischeehaft inszeniert, dafür wurde er von vielen kritisiert – ich hingegen meine: Ein künstlerisch legitimer Eingriff, denn nur so ist es möglich, dass der Film in zwei Stunden eine knisternde Atmosphäre aufbauen kann. Trotz einiger Klischees vermeidet es Scott nämlich zu urteilen, er verknüpft Spannung und diesen kulturellen Unterschied geschickt zu einem spannungsgeladenen Thriller.

Allerdings missfällt mir die Szene um die Argumentation der japanischen Mafia, Falschgeld zu drucken um es den Amerikanern heimzuzahlen, weil sie anno 1945 die Atombombe gezündet und damit indirekt den Japanern den Kapitalismus aufgedrängt haben: Diese Konversation zwischen Conklin und Mafiaboss Sugai wirkt im Kontext zum Rest des Filmes ziemlich unglaubwürdig, ja geradezu konstruiert. Das hat nichts mehr mit „Black Rain“ zu tun, sondern das war ein „Blackout“ der Drehbuchschreiber ☺.

Doch abgesehen von diesem Schönheitsfehler: Auch die Schauspieler wissen zu überzeugen, an vorderster Front einmal mehr Michael Douglas, der sich in der Rolle dreckiger „Helden“ am wohlsten fühlt. Den Nick Conklin spielt er mit einer rauhen Arroganz und seine Abneigung der japanischen Gemeinschafts-Philosophie gegenüber ist intensiv und beeindruckend gespielt - ebenso seine späteren Annäherungsversuche an diese ihm fremde Lebenshaltung aus dem „Land der aufgehenden Sonne“. Auch die anderen Schauspieler fallen keineswegs ab, vorallem Andy Garcia weiss mit seinem treuen „Hundeblick“ die Herzen zu erweichen, was keinesfalls negativ gemeint ist...wau-wau ;-).

Black Rain ist allen Exsilanern zu empfehlen, die in erster Linie einen sehr spannenden, handwerklich und atmosphärisch überdurchschnittlich guten Thriller sehen möchten. Wer sich zudem nicht an der künstlerischen Freiheit von Ridley Scott stört, dass er der Atmosphäre zuliebe die Handlung mit zusätzlichen Klischees würzt, sage ich einfach: Scheibe rein und zwei spannende Stunden vor der Glotze verbringen!

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