19 Dezember 2006

Exsila-Filmkritik: Heat

Written by Pavona, offizieller Exsila-Engel

Wir möchten uns in den nächsten Monaten einer eher unscheinbaren Filmreihe widmen, welche sich aber immer wieder in unseren DVD-Sammlungen einnistet: Die "Dust Catcher", auf deutsch "Staubfänger". Unter der tonnenschweren Last unzähliger Staubpartikel fristen so viele Perlen der Filmgeschichte ein Dasein in Vergessenheit. Mit Hilfe der Exsila-Entstaubkur sollen nun einige dieser Filme wieder den Sprung ins DVD-Laufwerk schaffen können.

Ich ziehe also eine dieser angegrauten DVD-Hüllen aus dem Gestell, wische mit der Handfläche den Staub von der Oberfläche und...HEAT! Ja, was für ein glücklicher Zufall, einer meiner Lieblingsfilme!

HEATUnd schon bin ich wieder mitten drin im Geschehen, auch nach dem x-ten Male ist der anfängliche Überfall auf den Wertpapier-Transport durch die Gangsterbande rund um McCauley (Robert de Niro) eine cineastische Augenweide. Und auch Psychopath Wanigro (Kevin Gage) verliert nichts an seiner Brutalität, dank seines Ausrasters endet der Überfall in einem Blutbad. Das ruft den fanatischen Polizisten Vincent Hennah (Al Pacino) auf die Bühne, ein Platzhirsch, wie er im Buche steht. Aber das ist auch gut so, denn mit McCauley steht im eine harte und clevere Nuss gegenüber, die sich nicht so leicht knacken lässt.

Es folgen nun auch die privaten Eskapaden und Problemchen der Charaktere. So muss sich Hennah um seine psychisch labile Stieftochter (Natalie Portman) kümmern und lässt seine Frau ein ums andere mal im Regen stehen, was natürlich einem glücklichen Eheleben nicht gerade zuträglich ist. McCauley hingegen verliebt sich ausserplanmässig in die Grafikerin Eady, das bringt zwar seine Libido wieder in Schwung aber sein rationales Denkvermögen leidet darunter. Mit von der Partie auch Val Kilmer, der als cholerisches Gangster-Mitglied alle Einnahmen der Überfälle verspielt und so seine Frau (Ashley Judd) mit Töchterchen gegen sich aufbringt!

Diese Geschichten im Privatleben weiss Regisseur Michael Mann also gekonnt in die Hauptstory einzuflechten, was der eigentlich banalen Geschichte eine komplexe Note gibt. Zwar sind die Action-Szenen, gemessen auf die Länge des Filmes, so rar gesät wie Zitronen-Plantagen in der Wüste, dafür sind diese meisterhaft in Szene gesetzt. Egal ob Banküberfall, Geldübergabe, Hotelerstürmung oder Flughafen-Versteckspiele: Die Inszenierungen der Action-Sequenzen sind für mich bis heute unerreicht brilliant, vor allem die 20minütige Schiesserei in den Strassen von Los Angeles ist an Realismus kaum zu überbieten und einer der ganz grossen Höhepunkte. Auch filmtechnisch zieht Michael Mann alle Register eines Profis: Die Musik ist perfekt in das Geschehen eingebunden, die Kameraführung hätte einen Oscar verdient!

Doch über allem steht die mimische Göttlichkeit von Al Pacino und Robert de Niro. Der triumphale Höhepunkt dieses Zusammenspiels ist ein Kaffeekränzchen in einem Autobahnrestaurant: Wie sie diese an Banalität kaum zu übertreffende Szenerie mit ihrer Präsenz ausfüllen und beleben kommt für mich, als bekennender Fan der beiden Mimen, einem filmhistorischen Orgasmus gleich!

Und so empfehle ich HEAT all jenen Exsilanern, die sich von der Flut an oberflächlichen Action-Knallern erdrückt fühlen. Der Film ist Drama, Thriller und Charakter-Studie in einem, verpackt in einer Hochglanz-Inszenierung und einer Cast, die mir die Feuchtigkeit in die Augen treibt!

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